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Besuch der Streicherklasse 6a an der Schillerschule

Am Montag, den 30. Januar 2023 waren wir, die Streicherklasse 6a, zu Besuch in der Schillerschule. Dort trafen wir uns morgens im Musikraum, haben ausgepackt, gestimmt und uns eingespielt.

Dann haben wir den Viertklässlern die Instrumente vorgestellt: Sie lernten von uns, wie die Saiten unserer Instrumente und ihre einzelnen Teile heißen, z.B. der Korpus, die Zarge oder die Schnecke. Danach durften die Grundschüler ausprobieren, wie es ist, selbst auf den Instrumenten zu spielen. Wir haben ihnen gezeigt, wie man Violine, Viola, Cello und Kontrabass hält und beigebracht, wie man das Stück „Bruder Jakob“ begleitet, während wir den Kanon dazu gesungen haben. Anschließend haben wir den „Cha Cha Bowing“ auswendig vorgespielt, um ihnen zu zeigen, was wir nach eineinhalb Jahren Streicherklasse draufhaben.

Zum Abschluss durften uns die Viertklässler noch Fragen stellen, die wir beantworteten: „Wie lange dauert es, um ein Stück zu lernen?“ „Müsst ihr die Instrumente immer in die Schule und nachhause schleppen?“ „Wie lange müsst ihr zuhause üben?“

Insgesamt wiederholten wir unsere Vorstellung der Streicherklasse vier Mal für die Klassen 4a, 4b, 4c und 4d. Danach ging es zurück ans Gymnasium. Dort saßen wir im Pavillon und haben mit Nervennahrung im Mund alle zusammen diesen Bericht geschrieben. 🙂 Fazit: Es war für viele von uns ein aufregender Morgen und es hat sehr viel Spaß gemacht. Streicher sind Klasse!

Die Klasse 6a mit Frau Albrecht, Frau Köhnke und Herrn Schubert

Klasse 5d spendet für das Tierheim Tom Tatze

Wir, die Klasse 5d des Gymnasiums Walldorf, hatten uns entschlossen, dieses Jahr dem Tom-Tatze-Tierheim in Walldorf eine Spende zukommen zu lassen. In unserer Klassenlehrerstunde vor Weihnachten überlegten wir, wie wir den letzten Schultag vor den Ferien verbringen wollten. Normalerweise schenken wir uns in der Klasse immer eine Kleinigkeit beim Weihnachtswichteln. Diesmal entschieden wir aber, auf dieses Wichteln zu verzichten und das Geld, das wir dafür ausgegeben hätten, zu spenden. Als jemand das Tierheim Tom Tatze in Walldorf vorschlug, war die Entscheidung schnell gefallen und die Abstimmung eindeutig. Unsere Klasse wollte gerne den Tieren helfen!

Am 24.Januar konnten wir dann dem Tierheim 252 Euro mit einer Karte und einem Katzenkissen überreichen. Dafür durften wir persönlich vorbeikommen und bekamen auch eine kleine Führung im Tierheim.

Einige von uns hätten gerne sofort das ein oder andere Tier mitgenommen, die dort gut versorgt werden, aber natürlich trotzdem gerne ein eigenes Zuhause hätten, wo sie hingehören und liebevoll aufgenommen werden. Vor der Anschaffung eines Tieres sollte man sich wirklich gut bewusst machen, welche Verantwortung man damit übernimmt.

Spanische Gäste genießen Weihnachten

Austauschschüler aus La Coruna sind am Gymnasium zu Besuch

„Hola“, begrüßt Bürgermeister Matthias Renschler die spanischen Gäste stilecht. 26 Schüler des Liceo La Paz aus La Coruna in Galicien sind noch bis kommenden Dienstag in Walldorf zu Gast, seit 2018 gibt es den Schüleraustausch mit dem hiesigen Gymnasium. „Die deutsche Sprache versteht man nur mit der Kultur zusammen“, sagt die spanische Deutschlehrerin Natalia Miguel zum Hintergrund des Austauschs. Sie begleitet die Gruppe zusammen mit Englischlehrerin Victoria Boodram, beim Besuch im Rathaus der Astorstadt ist außerdem Ines Mendel vom Gymnasium dabei.

„Ich begrüße euch herzlich, ihr verbringt hier hoffentlich neun schöne Tage“, sagt Bürgermeister Renschler und noch bevor Natalia Miguel seine Sätze ins Spanische übersetzen kann, erklingt schon von einigen Schülern ein zaghaftes „Danke“. „Vor fünf Jahren haben wir an unserer Schule mit dem Deutschunterricht angefangen“, erklärt die Lehrerin. „Damals waren es acht Schüler, heute sind es über 200.“ Im Alter von elf Jahren geht es mit Deutsch los, wenn sich die Schüler dafür und nicht für Französisch entscheiden, berichtet sie.

Am Austausch mit dem Walldorfer Gymnasium beteiligen sich dieses Mal Schüler im Alter zwischen 13 und 15 Jahren. Ihre deutschen Austauschpartner kommen aus der 9. und der 10. Klasse, sie haben ab der 8. Spanischunterricht. Im Juni geht es für sie dann zum Gegenbesuch nach La Coruna. „Das ist toll“, sagt der Bürgermeister. „Zum Lernen der Sprache kommt auch der persönliche Bezug.“ Kleinigkeiten seien wichtig, meint Natalia Miguel. Deshalb bringe sie ihren Schülern auch mal deutsche Brezeln mit in den Unterricht oder lasse sie mit dem Füller schreiben, was in Spanien unüblich ist. Selbst der Temperaturunterschied zwischen Nordspanien und Süddeutschland lässt sich verkraften: „Wir sind bei 16 Grad gestartet.“ Und bei Minusgraden in Frankfurt/Main gelandet.

Während die deutschen Schüler im kommenden Sommer neben der 245.000-Einwohner-Stadt La Coruna auch den weltbekannten Wallfahrtsort Santiago de Compostela und Finisterre, das Ende der Welt, kennenlernen werden, gibt es für die spanischen Gäste hierzulande vor allem ein weihnachtliches Programm: „Die Weihnachtszeit ist hier in Deutschland wunderschön“, schwärmt Natalia Miguel. Besuche auf den Weihnachtsmärkten in Speyer, Heidelberg und auch Straßburg sind deshalb fest eingeplant. Daneben verbringen die Schüler natürlich auch Zeit mit ihren Gastgebern und in ihren Gastfamilien.

Nach dem Besuch im Rathaus, bei dem Walldorf mit einem informativen, unterhaltsamen Film vorgestellt wird, geht es zum Mittagessen in die Mensa und anschließend zum gemeinsamen Kegeln mit den deutschen Schülern in die Astoria-Halle. Nur an der Fußball-WM und den anstehenden Halbfinalpartien gibt es nicht so viel Interesse: „Das ist der Vorteil, dass unsere beiden Länder früh ausgeschieden sind“, meint Bürgermeister Renschler mit einem Schmunzeln. „Da könnt ihr euch ganz auf euren Besuch in Walldorf konzentrieren.“

von Armin Rößler (Stadt Walldorf)

JtfO Volleyball: Sieg beim Kreisfinale in Walldorf

Am Montag, den 05. Dezember 2022 fand das Kreisfinale von Jugend trainiert für Olympia Volleyball bei uns in der Astoriahalle in Walldorf statt. Wir freuten uns sehr, den Wettkampf bei uns auszurichten. Im Wettkampf II der Mädchen spielten wir gegen unsere Nachbarschule aus Sandhausen und dem Helmholtz-Gymnasium Heidelberg.

Im ersten Spiel gegen das FEG Sandhausen verloren wir unglücklicherweise den ersten Satz. Danach ging es nur noch bergauf.

Mit der Unterstützung der 8. Klassen, die zum Anfeuern in die Halle kamen, konnten wir alle weiteren Sätze und auch Spiele gewinnen. Damit sicherten wir uns den ersten Platz im Turnier. Nun fahren wir mit großer Motivation und Freude zum Regierungspräsidiums- Finale.

 das Team der Volleyballmädchen des Gymnasiums Walldorf

Vorlesewettbewerb der sechsten Klassen am Gymnasium Walldorf 2022

„Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.“ ~Aldous Huxley~

Fand im letzten Jahr der Vorlesewettbewerb coronabedingt mit nur wenigen Schüler:innen im Klassenzimmer und Liveübertragung statt, konnte dieser nun am 07.12.2022 endlich wieder in der Stadtbibliothek in Walldorf stattfinden.

Vorab wurde in den sechsten Klassen das Vorlesen eingeübt und ein/e Klassensieger:in gekürt. Ins Rennen gingen Amrei Lamour (6a), Elisabeth Ederle (6b), Philipp Hagedorn (6c), Amy Foster (6d), Lena Firek-Bolkenius (6e) und Isabel Hase (6f). Die insgesamt 171 Sechstklässler:innen machten sich gemeinsam in der dritten Stunde mit ihren Deutschlehrer:innen und vier Praktikantinnen auf den Weg ins (Vor)Leseabenteuer.

Dort fanden insgesamt zwei Vorleserunden statt, die von Frau Vanessa Weigerding, stellvertretende Mitarbeiterin der Stadtbibliothek, moderiert wurden. In der ersten Runde stellten die Klassensieger:innen ein eigenes Buch vor, um daraus eine ausgewählte Textstelle vorzulesen. Nach einer kleinen Pause, in der die Schüler:innen ihre angestaute Energie durch das Erkunden der Bibliothek loswerden konnten, ging es mit frischer Konzentration weiter in die zweite Runde. In dieser wurde aus dem Buch „Sem und Mo im Land der Lindwürmer“ von Frida Nilsson, ausgewählt von der Bibliotheksleitung Barbara Grabl eine Textstelle vorgegeben. Hierbei lasen die Klassensieger:innen fortlaufend aus dem Buch vor.

Die Siegerin des Vorlesewettbewerbs Isabel Hase (3. von rechts) mit den anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmern und Vanessa Weigerding (Stadtbücherei Walldorf)

In der anschließenden Pause konnte sich die Jury nochmals zur Beratung zurückziehen. Nach dem Vorleseerlebnis waren alle sehr gespannt auf die Ergebnisverkündung durch Herrn Rehm, Deutschlehrer des Gymnasiums Walldorf. Dieser lobte die Fokussierung der Zuhörer:innen auf das Vorgetragene und merkte an, dass es in der Bewertung große Unterschiede zwischen der ersten und zweiten Runde gegeben habe. Vor allem in der zweiten Runde konnten die Kanditat:innen ihre Vorlesekompetenz am unbekannten Text beweisen.

Kurz vor der Verkündung des Ergebnisses äußerte sich die Aufregung der Zuhörer:innen durch Fußgetrommel. Daraufhin gab Herr Rehm bekannt, dass Isabel Hase aus der Klasse 6f den ersten Platz des Vorlesewettbewerbs gewonnen hat. Sie las in der ersten Runde aus dem Buch „Twyns: Die magischen Zwillinge“ von Michael Peinkofer vor und konnte vor allem in der zweiten Runde die Jury einstimmig überzeugen. Nun hat Isabel die Möglichkeit, innerhalb des Kreisentscheids gegen andere Schulgewinner:innen des Vorlesewettbewerbs anzutreten.

Durch solch eine Veranstaltung lernen die Schüler:innen bereits früh die Bedeutung des Lesens kennen und konnten durch den Vorlesewettbewerb in die Welt „unerträumter Möglichkeiten“ eintauchen.

von den Praktikantinnen Barbara Can und Kira Marchetti

Theatertag am Gymnasium Walldorf

Am 9.11.22 fand der diesjährige Theatertag der 8. Klassen am Gymnasium Walldorf statt. In verschiedenen Spielen und Übungen haben die Schüler*innen betreut von insgesamt neun Lehrkräften des Gymnasiums die Grundlagen des Darstellenden Spiels sowie theaterpraktischer Mittel und ihre Anwendung kennengelernt und ganz nebenbei ihre personalen (z.B. Wie stehe und spreche ich selbstbewusst vor einer Gruppe?) und sozialen (z.B. Wahrnehmung und Aufmerksamkeit gegenüber meinen Mitschüler*innen) geschult. Am Ende des Tages spielten die Schüler*innen in verschiedenen Gruppen eine selbstgestaltete Szene ihrer Klasse vor.

Manche Schüler*innen durften sich sogar im Bühnenkampf mit und ohne Stock erproben.

In der abschließenden kurzen Feedback-Runde äußerten die Schüler*innen, dass sie an diesem Tag „viel Spaß“ und „(neue) Freude am Theaterspielen“ bekommen haben. Am Ende das Tages waren alle Beteiligten, Lehre*innen und Schüler*innen, glücklich, aber „müde“.

von Jonas Rehm

„Ihr sollt nicht weinen über den Holocaust, aber davon wissen“

Auschwitz-Überlebende Eva Umlauf spricht vor Schülern des Gymnasiums

„Warum haben wir überlebt?“, fragt Eva Umlauf. Die Antwort ist so banal wie unwahrscheinlich. „Weil die Lok kaputtgegangen ist, der Zug hat sich verspätet.“ Um genau drei Tage, die mehreren hundert Menschen das Leben gerettet haben. Denn noch am 31. Oktober 1944 waren im Konzentrationslager Auschwitz 1200 Neuankömmlinge aus Theresienstadt „ins Gas geschickt“ worden, wie es Eva Umlauf ausdrückt. „Uns konnten die nicht mehr“, sagt sie, hatten die Nazis doch, um angesichts der näher rückenden Roten Armee so viele Spuren wie möglich zu verwischen, inzwischen die Gaskammern in die Luft gesprengt. „Es war Zufall, es war Glück, es war Gottes Wille – ich weiß es nicht“, sinniert die überlebende Jüdin. „Historiker sagen, wir waren der glückliche Zug.“ Auch wenn die Bezeichnung zynisch klinge, seien immerhin 60 Kinder im Transport gewesen, „einige leben noch“, ob in Deutschland oder Israel, „ich bin mit vielen in Kontakt“.

Die heute 79-Jährige ist in der Slowakei aufgewachsen, 1967 mit ihrem damaligen Mann nach München gezogen, dreifache Mutter, Kinderärztin und Psychotherapeutin. Sie erzählt ruhig, aber fesselnd über ihr Schicksal, lässt auch Humor durchblitzen. Nur einmal bricht ihre Stimme: Als sie erzählt, dass sie nur an den Tagen in die Synagoge gehe, wenn man das Totengebet spricht. „Das ist mir ganz wichtig“, sagt sie, legt eine Pause ein und wirkt mitgenommen von den schmerzhaften Erinnerungen.

Dr. Eva Umlauf, Foto: Stadt Walldorf

Eva Umlauf redet in der Astoria-Halle zum Gedenken an die Pogromnacht am 9. November 1938 genau 84 Jahre später vor den über 200 Schülern der beiden Kursstufen des Gymnasiums Walldorf. Sie selbst war am Tag, an dem „die Verfolgung der Juden volle Fahrt aufgenommen hat“, noch nicht geboren. Als Eva-Maria Hecht ist sie am 19. Dezember 1942 im Arbeitslager Nováky in der Slowakischen Republik zur Welt gekommen und 23 Monate später im KZ Auschwitz gelandet. „Ich bin eine der jüngsten Auschwitz-Überlebenden“, sagt sie, „vielleicht die jüngste mit einer Nummer“. Auschwitz, so erfahren die gebannt lauschenden Schüler, war das einzige Vernichtungslager, in dem die Nazis ihre Opfer tätowiert haben. „Ich habe keine Erinnerung, glaube aber, die Nadel zu spüren“, sagt Eva Umlauf über den Moment, den sie nur aus den Erzählungen ihrer Mutter kennt und in ihrem Buch („Die Nummer auf deinem Unterarm ist blau wie deine Augen“) niedergeschrieben hat, aus dem sie immer wieder Passagen vorliest. „Du schriest kurz auf, dann hörtest du auf zu atmen. Dein Gesicht lief blau an, und auf einmal sacktest du ohnmächtig zusammen.“ Ein respiratorischer Affektkrampf, diagnostiziert die Kinderärztin heute nüchtern diese emotionale Schilderung aus Sicht ihrer Mutter. Schon bald habe sie wieder regelmäßig geatmet.

Über ihre Nummer A26959 sagt sie, die Farbe sei inzwischen blassblau, kaum mehr erkennbar, wenn man nur flüchtig hinschaue. Eva Umlauf spricht von der „Funktion als vollkommene Entmenschlichung“, manche Überlebende hätten sie wegoperieren lassen, heute könne man sie narbenfrei entfernen. „Ich erinnere meinen Körper nur mit dieser Nummer“, sagt sie. „Sie gehört zu mir, sie verbindet mich mit meinen Schicksalsgenossen.“ Und mit ihrer Mutter, auf deren „8“ ihre „9“ gefolgt sei, ein Zeichen, „dass wir zusammengehören“. Für Eva Umlauf „mein persönliches Mahnmal“ oder, in den Worten der Holocaust-Überlebenden und Schriftstellerin Ruth Klüger, „Totenehrung und Lebensbejahung in einem“.  Später sagt sie auf die Frage einer Schülerin: „Ich schaue nicht mehr auf die Nummer, sie ist ein Teil von mir.“ Und: „Ich ärgere mich eher über graue Haare.“

Als Auschwitz am 27. Januar 1945 durch die Rote Armee befreit wurde, seien die Überlebenden „nicht transportfähig“ gewesen, „wir waren krank“. Ihre Mutter habe Gelbsucht gehabt und sei im siebten Monat schwanger gewesen. „Es herrschte Chaos“, habe diese 1965 einem Reporter erzählt. Viele seien doch noch gestorben, es habe nichts zu essen gegeben. „Wir sind in Auschwitz geblieben, bis wir einigermaßen gesund waren“, berichtet Eva Umlauf. Ihre Schwester, im April geboren, hat als Geburtsort Auschwitz im Pass stehen, ihr Vater dagegen, getrennt von seiner Familie, wurde im März auf dem Todesmarsch erschossen, „weil er nicht mehr weitergehen konnte“. Ihre Mutter zog es mit den beiden Töchtern zurück in die Slowakei. „Sie hat als einzige ihrer großen Familie überlebt.“ Eva Umlauf sagt: „Was mir immer sehr gefehlt hat, waren eine Großmutter, eine Tante, Cousinen.“ Sie habe gewusst, dass alle ermordet worden seien, die Tragweite aber nicht begriffen. Und sie habe andere Kinder beneidet, „die in den Ferien zur Oma gefahren sind“. Ihre Mutter sei nach dem Krieg 21 Jahre alt gewesen, allein, „Witwe, mit zwei Kindern, ohne Beruf, ohne Schutz von ihrem Ehemann“. Auch Eva Umlaufs Schwester ist Ärztin geworden, sie lebt seit 1968 ebenfalls in Deutschland. „Wir haben das Leben scheinbar gepackt“, meint die Überlebende.

„Ich kam ins Land der Täter“, sagt sie über ihre Heirat und den Umzug „der Liebe wegen“ nach München, etwas, das sie sich vorher „in Gedanken schwer vorstellen“ konnte. Anfangs habe sie kaum Kontakt zu Deutschen gehabt, „nur mit Juden“. Erst nach dem „nächsten Bruch“ in ihrem Leben, dem Unfalltod ihres Manns, habe sie mehr Anschluss an die Kolleginnen bekommen, sei „allmählich in die Gesellschaft“ gekommen. Später habe sie unter anderem Tennisspielen und Skifahren gelernt. „Ich wurde erwachsen“, sagt sie und: „In München lebt es sich schön und ich bin zufrieden.“ Gleichzeitig mahnt Eva Umlauf vor wieder aufkommendem Antisemitismus: Dass Synagogen von der Polizei geschützt werden müssen, macht sie mehr als nur nachdenklich. „Ich habe noch vor keiner Kirche in Deutschland ein Polizeiauto gesehen.“ Was sich in Deutschland, Europa und auch den USA abspiele, sei „nicht zu verstehen“. Eva Umlauf spricht vom Rechtsruck, dem wachsenden Antisemitismus und den „Schrecklichkeiten im Krieg“ in der Ukraine. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich das noch einmal erlebe.“  Ihre jungen Zuhörer fordert sie auf, „mit offenen Augen durchs Leben“ zu gehen und die Demokratie zu schützen. „Das ist nicht alles selbstverständlich.“ Und: „Ihr alle sollt nicht ewig weinen über den Holocaust, aber davon wissen. Das ist keine Schuldzuweisung, aber die Verantwortung, dass sich diese Geschichte niemals wiederholt.“

Zum Gedenken an die Pogromnacht 1938 sprach die Auschwitz-Überlende Eva Umlauf (vorne, 4.v.re.) vor Schülern des Walldorfer Gymnasiums. Mit im Bild (v.li.) Bürgermeister-Stellvertreter Fredy Kempf, Lehrer Alexander Hahn, die Schülersprecher Joschua Schweinfurt und Csilla Mesteri, Stefan Reuter als Vertreter der Schulleitung, Schülersprecher Philipp Siebenmorgen und Neithard Dahlen, Vertreter des Auschwitz-Komitees.
Foto: Stadt Walldorf

Am Ende einer regen Fragerunde, in der die Schüler viele kluge Fragen stellen, haben die Schülersprecher Csilla Mesteri, Joschua Schweinfurt und Philipp Siebenmorgen zwei kleine Geschenke und ein großes Dankeschön für Eva Umlauf. Für die Schulleitung hat am Beginn der Veranstaltung Stefan Reuter die Begrüßung übernommen und neben der Stadt, für die Bürgermeister-Stellvertreter Fredy Kempf anwesend ist, auch dem Elternbeirat gedankt sowie der Klasse 6f, die die vielen Stühle in der Astoria-Halle aufgebaut hat. Er erinnert an die Brutalität der Pogromnacht 1938, diese sei „ein Fanal“ gewesen und habe auf die Shoa vorausgewiesen. Neithard Dahlen, Vertreter des Auschwitz-Komitees in der Bundesrepublik Deutschland, sagt: „Das Gedenken prägt auch die eigene Haltung.“ Ethische Werte seien nicht selbstverständlich, „wir müssen sie uns jeden Tag neu erarbeiten“. Und er stellt die unangenehme Frage: „Hätte ich selbst SS-Täter sein können?“ Seine Antwort: „Natürlich.“ Das sehe man aktuell in der Ukraine. „Jeder Mensch kann Täter werden.“ Lehrer Alexander Hahn, der den spannenden Vormittag federführend organisiert hat, nennt Eva Umlauf eine „Zeitenzeugin“, die nicht nur über den Holocaust spreche, sondern auch darüber, „was Auschwitz aus ihr gemacht hat“. Und: „Ihr habt das Glück, noch eine Zeitzeugin zu erleben.“ Damit würden die Schüler selbst zu Zeitzeugen. „Nehmt diese Verantwortung wahr“, appelliert Hahn.

von Armin Rößler (Stadt Walldorf)