Seit diesem Schuljahr hat die Schülermitverwaltung (SMV) des Gymnasiums Walldorf einen Politik-Ausschuss eingerichtet. Erfreulicherweise engagieren sich viele Schülerinnen und Schüler in diesem Ausschuss.
Wie arbeitet dieser Politik-Ausschuss? Interessierte Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Walldorf können sich dort außerhalb des Schulunterrichts parteipolitisch unabhängig und sachlich über das Weltgeschehen informieren. Auf Grundlage dieser fundierten Informationen entstehen bei den Ausschuss-Sitzungen Diskussionen auf hohem Niveau. Dies hat ein wichtiges pädagogisches Ziel: Gerade in Zeiten von Fake News und Populismus sollen die Schülerinnen und Schüler den hohen Wert unserer Demokratie erkennen und für sie eintreten.
Der Politik-Ausschuss beschränkt sich jedoch nicht auf theoretische Diskussionen innerhalb der Schule. Die Schüler arbeiten auch an konkreten Projekten: Am 18. Mai 2018 gestalteten die Ausschuss-Mitglieder ein umfangreiches Projekt zur Geschichte des Staates Israel. Dieses Projekt war eingebettet in den Besuch der Ausstellung „70 Jahre Israel“ im Foyer des Rathauses der Stadt Wiesloch. Die SMV kam über Herrn Prof. Gert Weisskirchen, den langjährigen Bundestagsabgeordneten des Rhein-Neckar-Kreises, an dieses Projekt. Weisskirchen ist Vorstandsmitglied des Kulturforums Südliche Bergstraße e.V., das die Ausstellung organisiert.
Vor einigen Monaten hatte Weisskirchen beim Gymnasium Walldorf angefragt, ob man Interesse an einem Besuch hätte. Selbstverständlich hatte man Interesse, aber ein reiner Ausstellungsbesuch war dem Politik-Ausschuss zu wenig. Deshalb luden die Ausschuss-Mitglieder alle Schülerinnen und Schüler der Kursstufe 2 zu einem freiwilligen Besuch der Ausstellung und zur Teilnahme am parallel stattfindenden Israel-Projekt des Ausschusses ein. So entstand ein ganzer Projekttag für über 40 Schüler: Zunächst informierten die Ausschuss-Mitglieder die angehenden Abiturienten in Vorträgen zur Vorgeschichte und Geschichte des Staates Israel, dann gingen die Kursstüfler mit den Ausschuss-Mitgliedern durch die Ausstellung, danach bearbeiteten sie in Gruppen unter Anleitung der Ausschuss-Mitglieder verschiedene Einzelthemen aus der Geschichte Israels, um zum Abschluss des Tages über die gewonnenen Eindrücke zu diskutieren. All das organisierten die Mitglieder des Politik-Ausschusses.
So hielt etwa Amelie Schirra, Schülerin der 9. Klasse, einen Vortrag über die Konferenz von Evian im Jahre 1938. Damals trafen sich Vertreter von 32 Staaten und berieten, ob sie die in Deutschland verfolgten Juden in ihren Ländern aufnehmen können. Die Konferenz endete ergebnislos, das weitere Schicksal der Juden ist bekannt. Daraus folgerte Amelie Schirra: „Wir sollten daraus lernen. Denn auch heute gibt es wieder sehr viele Flüchtlinge auf dieser Welt, die bedroht sind.“
Alle Teilnehmer waren begeistert von dem Projekt, auch Weisskirchen zeigte sich tief beeindruckt von der Leistung der Schüler. Verbindungslehrer Alexander Hahn, der das Projekt und die damit verbundenen umfangreichen Vorarbeiten der Schüler in den letzten Monaten begleitet hatte, lobte seine Schüler: „Demokratie lebt von mündigen Bürgern, die die Vergangenheit kennen und daraus lernen. Ihr seid wahre Demokraten.“
Die SMV dankt dem Kulturforum Südliche Bergstraße e.V. für die Organisation einer hochwertigen Ausstellung.
Alexander Hahn