Besuch des DDR-Zeitzeugen Dr. Wolfgang Welsch am Gymnasium Walldorf

Am Mittwoch, den 10. Juli, besuchte der DDR-Zeitzeuge Dr. Wolfgang Welsch die neunten Klassen des Gymnasiums Walldorf. Nach der Begrüßung durch den Schulleiter Jürgen Brunsch und einer Einführung durch Bürgermeister Matthias Renschler berichtete Herr Welsch von seiner Zeit im Stasi-Gefängnis und seiner anschließenden Arbeit als Fluchthelfer, wie sie auch in seiner Autobiographie „Ich war Staatsfeind Nummer 1“ (2001) und der Verfilmung „Der Stich des Skorpions“ (2004) geschildert werden.

Schon zu seiner Schulzeit entwickelte der in Ostberlin geborene Welsch inneren Widerstand gegen das System der DDR, auch weil er aus einem bürgerlich-christlichen Elternhaus stammte. Parallel zum Abitur machte er eine Ausbildung zum Schauspieler. 1964 versuchte er mit Hilfe eines westdeutschen Passes über einen Grenzübergang aus der DDR zu fliehen, wurde jedoch bei dem Versuch verhaftet und für mehrere Jahre inhaftiert. Er beschrieb uns seine Zeit im Stasi- Gefängnis und die verschiedenen physischen sowie psychischen Foltermethoden, wie z.B. Isolationshaft und eine Scheinhinrichtung. Darüber hinaus berichtete Herr Dr. Welsch auch von heimlichen Gesprächen mit anderen Häftlingen durch die Abwasserleitungen und wie viel Kraft ihm diese gegeben haben. Ihm gelang es auch, Briefe zu schreiben und diese über seine Mutter aus dem Gefängnis herauszuschmuggeln, was 1971 zu seinem Freikauf durch Amnesty International in die Bundesrepublik führte.

Dort studierte er an der Universität Gießen Politikwissenschaft und Soziologie und arbeitete zugleich als Fluchthelfer, wobei es ihm gelang, rund 220 Menschen aus der DDR in den Westen zu schleusen. Aufgrund dieser Aktivitäten und seiner wissenschaftlichen Arbeiten über das MfS versuchte die Stasi ihn umzubringen. Er überlebte jedoch alle drei Mordanschläge. Beim ersten Anschlag auf seinen Wagen verwendete die Stasi nicht genügend Sprengstoff, beim zweiten scheiterte der Scharfschütze, weil Welsch sich während der Autofahrt nach seiner Pfeife bückte. Beim dritten überlebte er nur knapp eine Thalliumvergiftung.
Am Ende des Vortrags konnten wir Fragen stellen und sein Buch signiert kaufen. Im Namen aller neunten Klassen bedanken wir uns herzlich bei Herrn Dr. Welsch für diesen faszinierenden Vortrag über seine Lebensgeschichte und außerdem bei unserer Lehrerin Frau Dr. Wallenwein für die Organisation der Veranstaltung.

von Jasmin Khairy und Norah Scheja (Klasse 9e)